Immer auf der Suche nach neuen Lösungen

Albert Weiß feiert heute 60. Geburtstag – Gründer der Osterburkener Ideenschmiede Pan-Dur – Experte für intelligente Energienutzung

Portrait Albert Weiß

Der RIO gratuliert Albert Weiß zu seinem 60. Geburtstag. Foto: R. Busch (RNZ)

Oberwittstadt/Osterburken. (rüb) „Wir können in Deutschland nicht billiger sein als die Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Wir können nur besser sein.“ In diesem Wissen hat Albert Weiß mit seiner Firma Pan-Dur aus kleinen Anfängen heraus eine Erfolgsgeschichte geschrieben: Wurden zu Beginn innovative Textilprodukte entwickelt, ist Pan-Dur heute als Experte für intelligente Energienutzung fast weltweit tätig. Am heutigen Donnerstag feiert Firmengründer und Ideengeber Albert Weiß seinen 60. Geburtstag.

Wäre es nach seinem Vater gegangen, wäre der heutige Jubilar Landwirt geworden. Dies wäre für die regionale Wirtschaft ohne Zweifel ein herber Verlust gewesen. Denn nicht nur die mehr als 100 Arbeitsplätze bei Pan-Dur in Osterburken, sondern auch zahlreiche Stellen bei Partnern und Zulieferern in der Region haben ihren Ursprung im unternehmerischen Wirken von Albert Weiß.

Statt die elterliche Landwirtschaft zu übernehmen, besuchte der am 21. März 1953 als jüngstes von zwei Kindern in Oberwittstadt geborene Albert Weiß nach der Grund- und Hauptschule die zweijährige Wirtschaftsschule in Mosbach. Es folgten eine Lehre zum Industriekaufmann bei der Firma Konrad Hornschuch (Weißbach) und zwei Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr.

Albert Weiß kehrte anschließend kurzzeitig zu Hornschuch zurück, doch bald merkte er, dass er mit seinen Ideen und Änderungsvorschlägen in solch einem großen Unternehmen immer wieder an Grenzen stieß. Er wechselte zur Firma Seitz (Aspach), wo er großen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung hatte, zum Prokurist befördert und Teilhaber wurde. So war er maßgeblich verantwortlich für die Ansiedlung des Unternehmens in Krautheim (heute: Dometic Seitz GmbH).

Am Ziel seiner beruflichen Wünsche war Weiß aber auch hier noch lange nicht: Der stetige Drang, Althergebrachtes in Frage zu stellen und neue Lösungen zu suchen, habe zwangsläufig zur Selbstständigkeit geführt. „Nur so war es möglich, eigene Ideen umzusetzen“, weiß der Unternehmer. Er verkaufte seine Anteile, arbeitete vier Jahre als Vertriebsleiter bei der Firma Remis (Köln) und wagte 1986 den Schritt in die Selbstständigkeit. Albert Weiß erwarb den Firmenmantel der Pan-Dur GmbH, einer technischen Weberei in Berlin.

So besonders der Name ist – Panduren waren im 17. und 18. Jahrhundert aus Südungarn stammende Soldaten –, so außergewöhnlich erfolgreich entwickelte sich in den Folgejahren das Unternehmen. Der den Säbel schwingende Pandur ist noch heute im Firmenlogo verewigt.

Aus der Garage heraus startete Albert Weiß in Oberwittstadt seinen Familienbetrieb. Während sich der Firmengründer um technische Fragen  kümmerte und viel unterwegs war, leitete seine Ehefrau Ingrid das Büro und überwachte die Finanzen – eine Arbeitsteilung, die übrigens bis jetzt Bestand hat. Auch wenn heute in der Buchhaltung ein mittelständisches Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 30 Millionen Euro zu verwalten ist.

Lag der Fokus zunächst auf Entwicklungen im Textilbereich, produziert Pan-Dur seit dem Umzug in den Regionalen Industriepark Osterburken 1999 auch selbst. Erste Geschäftsfelder waren die Entwicklung von Stoffen für den röntgentechnischen Bereich und Rollo-Systeme für Schlafwagen der Deutschen Bahn.

Parallel dazu erschlossen sich der Tüftler und sein Team immer neue Geschäftsfelder. So baut Pan-Dur heute komplette Rollo-Systeme für die Automobilindustrie und hier vor allem im hochwertigen Segment. Namhafte Automobilhersteller zählen zum Kundenkreis.

Später fasste das aufstrebende Unternehmen auch auf dem Sektor Klimatechnik Fuß und rüstet seither Kühlmöbel in Supermärkten mit Rollo-Systemen aus. Diese sorgen dafür, dass der Kälteverlust so gering wie möglich ist. Bis zu 50 Prozent Energieeinsparung sind auf diesem Weg heute möglich.

Das Thema „Energiesparen“ ließ Pan-Dur nicht mehr los, und so wurden die Anstrengungen in diesem Bereich verstärkt. Das Ergebnis: hocheffiziente Glasmodule für Kühlmöbel, die heute fast überall auf der Welt in Supermärkten eingebaut werden.

Die Aufwärtsentwicklung führte nicht nur zu einer baulichen Expansion in Osterburken, sondern auch zur Gründung von Niederlassungen in der Slowakei und in Frankreich. Die Exportquote liegt heute bei stattlichen 70 Prozent.

Trotz der weltweiten Geschäftstätigkeit hat Albert Weiß seine Wurzeln nie vergessen: „Wenn wir einen neuen Lieferanten suchen, gehen wir zuerst nach der Postleitzahl.“ Zahlreiche Firmen aus einem Umkreis von hundert Kilometern rund um Osterburken haben ihren Anteil an der Erfolgsgeschichte von Pan-Dur und profitieren gleichzeitig davon.

Regionales Denken, Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit sind bei Albert Weiß keine leeren Worthülsen, sondern Attribute, die Tag für Tag gelebt werden. Und auch wenn Albert Weiß als Einzelkämpfer gestartet ist, sieht er sich heute als „Teamplayer“: „Ein solcher Erfolg hat viele Väter.“

Die Familie ist für ihn der große Rückhalt. Entsprechend froh ist der Jubilar, dass die Weichen für die Zukunft des Familienunternehmens seit Ende letzten Jahres gestellt sind: Tochter Nadine Weiß (Diplom-Kauffrau) wurde zur Mitgesellschafterin ernannt. Neben Sohn Matthias Weiß (Diplom-Ingenieur) und Ehefrau Ingrid Weiß ergänzen die leitenden Mitarbeiter Thomas Schreiner und Thomas Müller den Kreis der Prokuristen.

„Ich denke aber noch nicht an den Ruhestand“, stellt AlbertWeißlächelnd klar. Dafür macht ihm die Arbeit in einem interessanten Marktumfeld mit dem  wichtigen Thema Energieeffizienz einfach zu viel Spaß. Aber mit der Vorstellung, sich Schritt für Schritt aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen, kann sich der Neu-Sechziger durchaus anfreunden.

Die Ideen für neue innovative Lösungen werden ihm aber sicher nicht ausgehen – getreu seinem von Henry Ford entliehenen Leitspruch: „Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er ist.“

Mit diesem Motto hat Albert Weiß seiner Bauländer Ideenschmiede auf bemerkenswerte Weise den Durchbruch auf dem Weltmarkt beschert.

Info: Die Geburtstagsfeier findet im familiären Rahmen statt. Für den Sommer  ist eine größere Feier im Unternehmen mit einem „Tag der offenen Tür“ geplant.

aus: Rhein-Neckar-Zeitung