Weitsicht hat sich für Bauland-Gemeinden gelohnt

Rückblick auf RIO-Gründung - Einst große strukturelle Defizite

Osterburken. (bg) Einen Einblick in die Gründungszeit und Entwicklungsgeschichte des Regionalen Industrieparks Osterburken gab bei dessen 25-Jahr-Feier am Montag in der Baulandhalle in Osterburken der frühere Seckacher Bürgermeister Ekkehard Brand. Er hat den Gewerbepark im Land zusammen mit seinen damaligen Amtskollegen Günther Bauer (Adelsheim), Klemens Brümmer (Osterburken), Horst Ullrich (Ravenstein) und Arno Hagenbuch (Rosenberg) und mit kräftiger Hilfe von Seiten des Landes aus der Taufe gehoben.

Den Anstoß gab, so Brand, ein Schreiben des damaligen baden-württembergischen Innenministers Lothar Späth, der die heutigen Mitgliedsgemeinden des Regionalen Industrieparks Osterburken im Mai 1978 über ein geplantes "Modellvorhaben mit neuem Ansatz für praktische Entwicklungspolitik" unterrichtete, die in enger Partnerschaft zwischen Land und dem kommunalpolitischen Verantwortungsbereich verwirklicht werden solle.

Es sei dies die entscheidende Weichenstellung für Gemeinsamkeiten gewesen, wie sie bis dahin interkommunal nicht praktiziert worden seien. Mit Hinweis auf den seinerzeit erheblich unter dem Kreisdurchschnitt liegenden Industriebesatz der Region, den spürbaren Rückgang der Bevölkerungszahl und eine vertrauliche Bewertung des Regierungspräsidiums, in der Osterburken, Ravenstein und Rosenberg als leistungsschwach und Adelsheim und Seckach als besonders leistungsschwach eingestuft wurden, machte Brand deutlich, wie wichtig der damalige Schulterschluss der Baulandgemeinden war: "Wir waren ein Raum mit eklatanten strukturellen Defiziten."

Obwohl sich die in Sachen Industrieansiedlung, Gewerbesteuer und Arbeitsplätze rivalisierenden Gemeinden in diesen Bereichen bis dahin nicht in die Karten hätten schauen lassen, sie die Idee des gemeinsamen Industrieparks bei den Bürgermeistern sofort auf Zustimmung gestoßen, unsterstrich Brand und bescheinigte den Kollegen Weitsicht und Mut zur Tat.

Wie Brand weiter aufzeigte, ging es nach den ersten Grundsatzentscheidungen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre dann zunächst darum, rund 25 Hektar landwirtschaftliche Fläche zu erwerben, die Erschließung des neuen interkommunalen Gewerbeparks zu planen und die Rechtsbeziehungen der beteiligten Gemeinden festzulegen, ehe die fünf Kommunen am 20. September 1983 einen gemeinsamen Zweckverband gründeten.

Dessen konstituierende Sitzung, in der der Osterburkener Bürgermeister Klemens Brümmer im Beisein von Finanzminister Palm zum Vorsitzenden gewählt wurde, jährte sich am 10. April zum 25. Male. Im September 1986 siedelte sich mit der Firma Recyclen der erste Betrieb an, kurz darauf folge der renommierte Fruchsafthersteller Dietz, und bereits im November ergab sich die Notwendigkeit, den zweiten Bauabschnitt des RIO zur Erschließung vorzubereiten.

Zwar sei in der RIO-Geschichte keineswegs immer alles reibungslos verlaufen, sagte Brand u.a. mit Blick auf die Aktionen wegen des Landverbrauchs oder den Bürgerentscheid gegen die Umgehungsstraße Adelsheim/Osterburken.

Man könne aber dankbar Rückschau halten auf eine überaus erfolgreiche Entwicklung des RIO, der nicht nur die Wirtschaftskraft der Bauland-Region erheblich gestärkt, sondern den beteiligten Gemeinden dank der gemeinsamen Sache auch deutlich mehr politisches Gewicht gegeben habe.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung