Osterburken. (bg) 29 Firmen - vom Kleinbetrieb bis zum international tätigen Unternehmen - mit inzwischen 700 Arbeitsplätzen sind in den vergagenen 25 Jahren im Regionalen Industriepark Osterburken (RIO) entstanden, dessen Gründung ein Novum in Baden-Württemberg war. In der Geburtstagsfeier des ersten interkommunalen Gewerbegebiets seiner Art im Land am Montagabend zeigte sich der frühere Ministerpräsident Lothar Späth, der das Modellprojekt in seiner Eigenschaft als Innenminister angestoßen hat, sichtlich zufrieden mit der Entwicklung des einstigen Pilotvorhabens, das Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Wie Späth angesichts der positiven Bilanz und vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise unterstrich, zeige das Beispiel RIO, wie wichtig es ist, Mut zu neuen Ideen zu haben.
Das 25. Jubiläum des Regionalen Industrieparks Osterburken, der von den Gemeinden Adelsheim, Osterburken, Ravenstein, Rosenberg und Seckach in einem gemeinsamen Zweckverband betrieben wird, war am Montagabend Anlass zum Feiern für zahlreiche Vertreter der Kommunal- und Landespolitik und Repräsentanten der heimischen Wirtschaft.
Die Liste der Gäste aus nah und fern, die Bürgermeister Jürgen Galm in der Baulandhalle begrüßte, war lang: der frühere baden-württembergische Regierungschef Lothar Späth, der Karlsruher Regierungspräsident Rudolf Kühner, der Minister für den ländlichen Raum und Neckar-Odenwälder Landtagsabgeordnete Peter Hauk, dessen SPD-Kollege Georg Nelius, die früheren Abgeordneten Siegfried Hornung und Manfred Pfaus, Landrat Dr. Achim Brötel, der erste Direktor des Regionalverbandes Rhein-Neckar, Stefan Dallinger, und der zur Zeit der RIO-Gründung im Landratsamt und heute im Wirtschaftsministerium tätige Hermann Koch, die früheren und heutigen Bürgermeister der RIO-Gemeinden und zahlreiche weitere Repräsentanten des öffentlichen Lebens gehörten ebenso zu den Gästen wie zahlreiche Vertreter der im Industriepark ansässigen Unternehmen, darunter die ersten "Siedler" Recyclen und Fruchtsaft-Dietz.
Lothar Späth, der als Innenminister die Initialzündung für die Gründung des Regionalen Industrieparks gegeben hat und am Montagabend vor der Baulandhalle von den Merchinger Landsknechten mit Kanonendonner begrüßt wurde, zeigte sich in seiner Festrede sichtlich zufrieden mit der Entwicklung des RIO, den er im Jahre 1978 als Innenminister auf den Weg gebracht und vor nunmehr 25 Jahren mit aus der Taufe gehoben hat.
Wie Späth in seinem Rückblick aufzeigte, habe man damals erkannt, dass die angestrebten Strukturverbesserungen im ländlichen Raum auch nach neuen Wegen verlangten. Zugleich sei es, wie auch der damalige Landtagsabgeordnete des Kreises, Manfred Pfaus, immer wieder gemahnt habe, darum gegangen, bei der Förderpolitik auf die Balance zwischen den Städten und dem ländlichen Raum zu achten.
Der Industriepark Osterburken sei Beispiel dafür, was mit Gemeinschaftsgeist möglich sei, betonte Späth. Wie er angesichts der Wirtschaftskrise unterstrich, gelte es mehr denn je, Mut zu neuen Modellen und Wegen zu haben.
Der frühere Regierungschef und spätere Jenoptik-Vorstandsvorsitzende beleuchtete in seiner frei gehaltenen und mit Anekdoten und Bonmots gespickten Rede zugleich die Situation der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes und der Politik, wobei das Themenspektrum von Opel bis zu den Finanzmärkten, von der Bildungspolitik bis zu den Qualitätsstandards chinesischer Fabriken reichte.
Späth sah den Mittelstand als Motor bei der Überwindung der aktuellen Krise, "von der die meisten noch gar nichts richtig gespürt haben." Der Mittelstand, der den Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland stelle, werde die Krise relativ schnell überwinden. Davon, dass dies durchaus zwei, drei Jahre dauern könne, gehe die Welt nicht unter, unterstrich Späth, erwartete allerdings keine Entwarnung für den Arbeitsmarkt.
Wie Späth in diesem Zusammenhang betonte, könnten die sozialen Fragen und Probleme nicht gelöst werden ohne mehr Solidarität, wobei auch "neue Formen" verlangt seien, die sich - Stichwort: Nachbarschaftshilfe - gerade im ländlichen Raum leicht verwirklichen ließen.
"Aus dem erfolgreichen Modellprojekt RIO ließe sich auch heute viel lernen", sagte Späth, beispielsweise, dass es nicht genügt, Ideen zu entwickeln, sondern dass es gelte, diese schnell, mutig und mit Optimismus umzusetzen.
Minister Peter Hauk bewertete die erfolgreiche Entwicklung des Osterburkener Industrieparks als Ergebnis des Weitblicks der Landesregierung und der beteiligten Kommunen. Das Beispiel RIO belege eindrucksvoll, wie wichtig es sei, über den Kirchturm hinauszuschauen.
"Von allen alles richtig gemacht" worden sei bei der Gründung und Fortentwicklung des RIO, stellte denn auch SPD-Landtagsabgeordneter Georg Nelius anerkennend fest, und Landrat Dr. Achim Brötel bezeichnete den Regionalen Industriepark Osterburken, dessen Gründung "geradezu revolutionär" gewesen sei, als ein im Land einzigartiges und bis heute beispielhaftes Erfolgsmodell, das im Kreis mittlerweile drei Nachahmer gefunden habe.
Aufgelockert wurde das Jubiläumsprogramm durch zwei Auftritte des Bödigheimer Kabarettisten Felix Hugen und vom Blechbläser-Ensemble der Adelsheimer Stadtkapelle.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung